Mit der furiosen Welturaufführung des Multimedia-Spektakels "Autosymphonie" ging der badenwürttembergische Automobilsommer 2011 am Friedrichsplatz zu Füßen des Wasserturms zu Ende. Die zugleich als Höhepunkt des Jubiläumsjahres zur Erfindung des Automobils angekündigte Veranstaltung zog 17 000 Besucher in ihren Bann und begeisterte Zuschauer und Mitwirkende gleichermaßen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann brachte es in seiner pointierten Art wenige Minuten nach dem Schlussakkord auf den Punkt: ,,Ein furioses Werk, ein grandioses Ereignis - Mannheim hat alles getoppt!" Nach zehntägigem Aufbau mitten in der Innenstadt und bis fast ganz zuletzt eher beunruhigenden Wetterprognosen entwickelte sich das 2,5-Millionen-Euro-Event zum Sommermärchen, das am Samstag nach einem regelrechten Run auf die noch verfügbaren Eintrittskarten sogar ausverkauft war - ein Spätsommerabend, denn man nicht so schnell vergisst.
Zur optischen Inszenierung des Elia-Hamann-Spektakels wurden knapp 1400 einzelne Beleuchtungskörper mit einer Leistung von etwa 1,4 Millionen Watt am Friedrichsplatz installiert, die über 40 000 digitale Kanäle und gut zehn Kilometer Kabel gesteuert wurden. Die Leuchtdioden-Leinwände rund um den Platz bedeckten eine Fläche von rund 600 Quadratmetern. Für den guten Ton sorgten knapp 400 Lautsprecher mit einer Leistung von insgesamt 660 000 Watt und einem Gewicht von mehr als 24 Tonnen. Die Multimediasinfonie wurde deswegen auch von der technischen Fachwelt aufmerksam verfolgt. Technik-Chef Jens Diefenbach und Sounddesigner Stephan Diebel hatten sogar eigene Führungen für Fachjournalisten organisiert. Mit der Welturaufführung der „Open Air Multimediasinfonie für Sinfonieorchester, 80 Automobile, Chor, Kinderchor, Vokalensemble, Popband und Live Electronics" von Marios Joannou Elia und Horst Hamann gelang der Geburtsstadt des Automobils ein Glanzlicht - so das begeisterte Lob von Zuschauern und den über 270 mitwirkenden Musikern. Unter ihnen Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims, die musikalische Leitung hatte Dirigent Johannes Harneit übernommen, die 113 Schüler aus Stadt und Umland, die die Autos bespielten, waren ein Jahr lang von Dozenten und Studenten der Popakademie gecoacht worden. Die erste Stimme im Jubelchor sang Ministerpräsident Winfried Kretschmann, er sah Mannheim an diesem Abend als den „verdienten Mittelpunkt unseres schönen Landes". Seine Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer wollte da nicht widersprechen, ,,grandios", sei die Aufführung gewesen, und auch OB Dr. Peter Kurz war hin und weg von dem Erlebten: ,,Magische Momente für Mannheim", formulierte das Stadtoberhaupt im Stabreim. Erfinder-Urenkelin Jutta Benz, die, wenn es um die Aufarbeitung der Familien- und Firmengeschichte Benz geht, durchaus auch kritische Töne nicht scheut, war „rundweg begeistert" von der Inszenierung und der Atmosphäre des Abends. Ihr Dank für „diese gelungene Hommage an meine Urgroßeltern" galt nicht zuletzt Michel Mau- 1ge und seinem Team: ,Autosymphonie" hat alle Emotionen angesprochen!" Doch es gab auch die eine oder andere kritische Stimme aus den Publikumsrängen: Von manchen Stehplätzen aus habe man die Lasershow nur in Ausschnitten verfolgen können, andere wiederum fanden die Sichtverblendungen für Nichtzahler an den Seitenstraßen schlicht albern.
Presse
Sommermärchen im Quadrat
01.09.2011

Mannheim 09 / 2011